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Ich bin seit dem 8. Juni wieder zurück in Deutschland, näher gesagt in meinem Heimatort Braunschweig. Aufgrund unglücklicher Umstände musste ich meinen Freiwilligendienst in L’Arche Erie vorzeitig beenden.

Am Mittwoch den 20.05. klopfte Mary Ann an meine Zimmertür und sagte mir, dass Vickie Washek (unsere Community Leaderin) angerufen hätte und ich sie dringend zurückrufen solle. Diese erzählte mir, dass sie zwei Herren vom Secret Service in ihrem Büro stehen hätte, die sagten, dass es etwas mit meinem Visum nicht in Ordnung sei. Sie wären in ein paar Minuten in Rose Home, um die Sache näher zu überprüfen und ich solle doch meinen Reisepass bereit halten. Ca. 10 Minuten später klingelte es dann an der Haustür und die beiden Männer zückten ihre Dienstausweise und erläuterten mir die Situation. Sie wären gekommen, da meine Aufenthaltserlaubnis nur für 6 Monate gewesen sei und ich mich aber unerlaubter Weise immer noch in den USA aufhalten würde. Mit einem Blick auf das ausgestellte Visum in meinem Reisepass ließ sich die Tatsache leider nicht leugnen, dass die Beiden recht hatten. Meine Aufenthaltsgenehmigung war Ende Februar abgelaufen und somit hielt ich mich zu dem Zeitpunkt schon 3 Monate illegal in den USA auf. Da ich somit gegen das Gesetz verstoßen hatte, gab es für mich leider keinen anderen Weg, als von den Beiden mitgenommen zu werden, um die nächsten Stunden in Gewahrsam und die Nacht im Gefängnis zu verbringen.

Ich möchte keine weiteren Details aufführen, nur so viel, dass der Gefängnisaufenthalt meine vorherige Definition von schlimmen Umständen und Ereignissen erweitert hat. Nach fast 24 Stunden Aufenthalt im Gefängnis wurde ich dann gegen Donnerstag Abend entlassen unter der Bedingung das Land so schnell, wie möglich zu verlassen.

In diesem Moment, wo ich entlassen wurde, aus dem Polizeiauto ausstieg und mir befohlen wurde zurück nach Rose Home zu gehen, war die Freiheit noch nie deutlicher spürbar gewesen.

Am selben Abend habe ich noch mit Jacqui geskypt und ihr alles erzählt, was mir in den letzten zwei Tagen passiert ist. Sie hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und ist noch am selben Abend aus Cleveland zu mir nach Erie gefahren worden, um die nächsten paar Tage nicht von meiner Seite zu weichen. Dafür bin ich ihr bis heute sehr dankbar und werde ihr das nie vergessen!

Nach der ganzen Aufregung der letzten Tage, hatte ich endlich die Zeit zu verarbeiten, was eigentlich geschehen war und mich zu beruhigen. Wieder einmal habe ich gemerkt, von was für wundervollen Menschen ich in Rose Home und L’Arche Erie umgeben gewesen bin. Natürlich hatte sich es schon unter den assistants rumgesprochen und ich hatte die ganze Community wohl ziemlich in Aufruhe gebracht. Die eingehenden Anrufe, tröstenden Worte und schutzgebenden Umarmungen zeigten mir, wie sehr ich schon das Leben Anderer mit meiner Anwesenheit berührt hatte und wie wichtig ich manchen geworden war.

In den folgenden Tagen nach meiner Entlassung wurden viele Telefonat geführt, um zu klären, wie die nächsten Schritte aussahen. Außerdem waren auch alle schon aufgeregt und gespannt auf das anstehende „Regional Gathering“ in Washington D.C., wo Rose Home und andere Häuser hingefahren sind. Bei dem regional gathering waren alle L’Arche Communitys der USA eingeladen zusammen zu kommen und gemeinsam das 50 jährige Bestehen L’Arches zu feiern. Eigentlich hätte ich auch mitfahren sollen, aber der gegebenen Umstände musste ich dann doch zu Hause bleiben. Aber ich hatte auch meinen kleinen Urlaub für den Zeitraum, wo niemand in Rose Home war. Denn das Letzte, was ich wollte, war alleine zurückgelassen zu werden. Also hat Diana mich bei sich zu Hause aufgenommen und es war einfach so wunderschön. Sie und ihr Ehemann, Chuck, haben sich so liebevoll um mich gekümmert, als wäre ich deren eignes Kind. In den 5 Tagen, wo ich dort war, konnte ich endlich mal abschalten und mich einfach ausruhen, von allem, was passiert war.

Inzwischen hatte ich dann auch Brian erreicht und ihm erzählt, was passiert war. Der war in dem Zeitraum vom College aus in den Polen gewesen und hatte deswegen keine Ahnung, was sich in der Zwischenzeit hier abgespielt hatte. Nach meinem Anruf hat er sich sofort in sein Auto gesetzt und mich abgeholt und wir waren Essen und haben die folgenden Tage noch viel Zeit zusammen verbracht.

Als auch die core members von ihrem Trip wieder zurück waren, bin ich auch wieder zurück nach Rose Home gekehrt, um die letzten Tage bis zum Abflug noch einmal „ganz normal“ und wie immer verleben konnte. Obwohl ich seit meiner Entlassung auch nicht mehr offiziell present war. Deshalb hab ich noch da geholfen, wo ich konnte hab gekocht, abgewaschen, aufgeräumt und den core membern bei der Wäsche geholfen. Um ehrlich zu sein für mich doch ein relativ unbefriedigender Zustand, weil ich nicht mehr alles machen durfte, wie Medikamente usw. Trotzdem habe ich es natürlich nochmal sehr genossen Zeit mit allen verbringen zu können und so langsam Abschied von allen zu nehmen.

Von Samstag auf Sonntag, den Tag meiner Abreise, hat Stephen (mein Mentor) sich freiwillig dazu bereit erklärt die overnight für jemand Anderen in Rose Home zu übernehmen, um noch ein letztes Mal mit mir Zeit zu verbringen. Wir haben einfach zusammen auf der Couch gesessen und uns unterhalten, so wie wir das immer getan haben, wenn er overnights in Rose Home gemacht hat.

Am Sonntag hab ich dann noch die letzten Sachen in den Koffern verstaut, mein Zimmer geputzt und mich von allen verabschiedet, bevor Brian dann mit mir zum Flughafen gefahren ist. Schon in Rose Home konnte ich die Tränen dann einfach nicht mehr zurückhalten und als Brian und ich am Flughafen saßen, habe ich ihm auch das ganze Shirt nass geweint.

Der Rückflug ist, bis auf einige Verspätungen gelaufen und dann wurde ich am Montag den 8. Juni liebevoll von meiner Familie und ein paar Freunden überglücklich wieder in Empfang genommen.

Wie dankbar ich für die Zeit bin, die ich in den USA bzw. in Erie hatte, kann ich kaum in Worte fassen. Aber so viel steht fest, es war eine Zeit mit Höhen und Tiefen, wundervollen Menschen, einzigartigen Erlebnissen, unvergesslichen Momenten und so gesehen die beste Entscheidung, die ich bisher in meinem Leben getroffen habe!


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